161. Eine rechte Partei gegen den Islam?

الأسلمة

Islamisierung

Eine rechte Allianz gegen den Islam?

Warum eine jede konservative Partei antiislamischen Selbstverständnisses das Werk der Muslimbruderschaft fördert. Ein Gleichnis von Edward von Roy.

Zwei Jahre vor der nationalsozialistischen Machtergreifung in Deutschland schuf der im Jahre 1904 im katalanischen Figueres / Figueras (Provinz Girona / Gerona) geborene Salvador Dalí (Salvador Felipe Jacinto Dalí i Domènech, Marqués de Púbol, † 1989) sein weltbekanntes, heute oft als »Die zerinnende Zeit« bekanntes Werk »Die Beständigkeit der Erinnerung« (Originaltitel: La persistencia de la memoria), an dem uns gewisse weiche Uhren interessieren sollten, namentlich diejenige, die, einem nassen Wäschestück auf der Leine nicht unähnlich, auf einem Ast oder Zweig ganz langsam und zähelastisch in die Richtung ihrer mutmaßlich irreparablen Selbstentformung zerläuft.

Was im Europa und Nordamerika dieser Jahre zunehmend amorph wird und seiner Entwerdung zurinnt, ist die säkulare sprich freiheitliche Demokratie und was auf ihre Kosten an Härte und Schärfe gewinnt, ist das ewige Schariagesetz mit seiner ebenso geheiligten wie barbarischen Rechtskultur der Geringerstellung aller Frauen und Nichtmuslime. Schariaverweigerung verhindert schließlich den Platz im Paradies.

Den Kölner Seelenfänger und Hassprediger Pierre Vogel („Way to Allah“) sollten wir politisch ernst nehmen, befinden wir Islamgegner oder auch nur Nichtmuslime uns aus seiner Sicht doch schlicht auf dem Way to Hell. Saiyid Abū l-Aʿlā l-Maudūdī brachte es in simpler Sprache auf den Punkt: Säkulare Demokratie beziehungsweise Demokratisierung wird, da man nicht zwei Herren dienen kann, nur von den Parteigängern des Satans vorangetrieben, dein Herr muss aber Allahgott bleiben, andernfalls wirst du und wird deine Familie dereinst im schmerzlichen Höllenfeuer schmoren und bist du kein Muslim, sondern Apostat.

Das Zifferblatt des nahezu acht Jahrzehnte alten Bildes stehe heute gleichnishaft für unsere freiheitliche Lebensform, die Uhrzeiger sind in der absoluten Mitte der Gesellschaft verankert, in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte.

Der orthodoxe Islam zielt auf die Ungleichbehandlung der Frauen und Nichtmuslime und kann deshalb mit dem 1948 in New York festgelegten Zentrum unverhandelbarer menschlicher Würde, wie er traurig guckend bedauert, nichts anfangen. Die Parteigänger Allahgottes müssen das säkulare Zifferblatt also unbrauchbar machen, aus der Form bringen, um die Nadeln aller heilssichernden irdischen Messinstrumente gewissermaßen an der Kaaba in Mekka zu befestigen oder an der extrem schmalen und rutschigen Brücke über jene höllische Feuergrube, die alle Seelen zu überschreiten haben, um ins Paradies zu gelangen.

Der Teufel muss also wieder politisch werden und unsere Parlamentsbeschlüsse und wissenschaftlichen Diskurse inspirieren, Jahrzehnte nach Sigmund Freud und Hannah Arendt haben es unsere Koranpolitiker namens Tariq Ramadan und Ayyub Axel Köhler dabei nicht einfach. Wären sie auf diesem steinigen Pfad alleine, fiele das sehr auf und würde ihre „Religionsfreiheit“ als Islamische Revolution ruchbar, als Staatsstreich.

Kollegen müssen also her, die über den Verdacht jeder Islamsympathie erhaben sind: Der äußersten Rechten angehörende Islamgegner sind eine ideale Besetzung, ersatzweise tun es auch die Freunde aus dem Lager der bibeltreuen amerikanischen Kreationisten und der diktatorischen Führung aus Peking, die beide aber sich in Europa bisher eher rar machen. Nein, eine im mittlerweile üblichen, schlampigen Sprachgebrauch „rechts“ betitelte Partei ist aus Sicht der Muslimbrüder vonnöten (wir freiheitlichen Demokraten sollten extrem rechts beziehungsweise rechtsextrem sagen), damit die Kooperation mit den Nichtmuslimen (Islamisierung Europas) beginnen kann.

Europas Koranpolitiker nutzen Europas reaktionäre Antiislamisten: Man hat ein Stück des Wegs das gleiche Ziel und kann sich also einstweilen derartig laut beschimpfen, dass das in Ausdünnung befindliche säkulare Bürgertum die Übersicht verliert und das Fußvolk der jeweils eigenen Bewegung gleich mit.

Ein noch so schwerer Hammer kann nicht erfolgreich in die Luft schlagen, sondern bedarf eines Widerlagers, um etwa eine Kokosnuss erfolgreich zu zertrümmern. Der Hammer ist der politische Islam, sein Amboss die europäische beziehungsweise transatlantische politische Reaktion, die sich selbst bald als abendländisch, wertkonservativ, „rechts“ oder auch als nationalistisch beziehungsweise rechtsradikal etikettieren mag, die heterogenen Blöcke jedenfalls schmelzen unter Allahgottes heißem Lichtglanz zu einem einzigen ehernen Amboss zusammen, der die Kokosnuss des Rechtsstaats doch eigentlich knacken müsste.

Die Islamisierung ist eben von mehrfacher Arbeitsteiligkeit: Muslimischerseits werden bekennend schariazentrierte Wölfe und Brandstifter (CAIR, Mustafa Cerić, IGD und ZMD) zeitgleich mit Feuerlöschern und Schafspelzen (Tariq Ramadan, Bekir Alboğa, KRM, Mathias Rohe) in Umlauf gebracht sprich auf Dialogbühnen und in Ministerien geschickt. Andererseits unterliegen die demokratieskeptischen Antiimperialisten und Kapitalismuskritiker (Sabine Schiffer, Beate Sträter) der radikalen Linken ganz im Sinne der europäischen und US-amerikanischen Kalifatwerdung derselben Nutzbarmachung wie Europas zeitgenössische Nationalisten und Neofaschisten von Jean-Marie Le Pen bis zur British National Party (BNP).

Links- und Rechtsradikale sind schließlich ihrerseits an der Überwindung der als dekadent eingestuften Demokratie hoch interessiert. Die Tuchfühlung zwischen Ḥizb at-taḥrīr (HuT) und NPD mag die spektakulärste zweipolige Zerrkraft (an der zerrinnenden Uhr der sich am weitesten bodenwärts neigende Teil des verdoppelten Zipfels) der nach Kräften ziehenden Demokratiefeinde darstellen, den sehr viel weiteren Bereich der zunehmend nebelverhangenen Grenzen der FdGO aber umgeben Lager wie die bieder und dialogbereit daherkommende Diyanet İşleri Türk İslam Birliği, abgekürzt DİTİB oder wie die medial kalkuliert als Gegenspieler des Islam antretende und ebenfalls in Köln ansässige Bürgerbewegung pro Köln und die sie umwölkenden, zwielichtigen „Pro“-Bewegungen.

Die heute gleichnishaft verwendete Uhr das katalanischen surrealistischen Malers jedenfalls wird durch die Demokratieverdrossenen oder von der Demokratie unbelastet Gebliebenen „aller Länder“ wie auf einer Streckbank einigermaßen gequält, die Universalität der Menschenrechte und die Pressefreiheit beginnen bereits, an schöner Form, sprich an Verlässlichkeit zu verlieren.

In diesem Sinne wird eine jede „rechte“ (rechtsradikale?) Partei antiislamischen Selbstverständnisses dem Ziel der Iḫwān al-Muslimūn, der Muslimbruderschaft zuarbeiten, nicht zuletzt durch die nachfolgende öffentliche Plausibilität einer als „gerechtes Gegengewicht“ zu gründenden oder bereits vorhandenen und in Rathäuser und Parlamente hinein wählbaren politischen Islampartei.

Möge sich die gelegentlich durchaus vernünftig argumentierende niederländische Partij voor de Vrijheid (PVV) dieser Gefahr bewusst sein und kein Beförderer dessen werden, was Europa droht und was vor Jahrzehnten im südlichen Asien als Zwei-Nationen-Theorie (Two-Nation Theory) segregierend und sezessionistisch aktiv wurde. Berücksichtigen heißt Machteinräumen, und auch eine Anti-Koran-Politik wäre eine Koranpolitik: AEMR und bundesdeutsches Grundgesetz sind ja bereits vorhanden, gelten also auch für Töchter muslimisch sozialisierter Eltern und Großeltern und müssen lediglich durchgesetzt werden.

Wir brauchen keine Lex Islam, das ist beiden Seiten zu sagen, den Parteigängern der Scharia ebenso wie den nationalen Revolutionären oder sonstigen politischen Antiislamisten. Ein von der PVV geforderter „fünfjähriger Zuwanderungsstopp für Muslime“ müsste unsere säkulare Lebensweise sehr bedrohen, weil damit das Muslim-Sein zum staatsbürgerlichen Merkmal ernannt werden würde – hier phantasiert die Freiheitspartei um Geert Wilders sozusagen kongenial und völlig im Sinne von Tariq Ramadan und Mustafa Cerić. Wilders Kurzfilm »Fitna« bleibt trotz derlei politischer Fehleinschätzung allerdings sehenswert.

Die Möglichkeiten, das Werkzeug der wählbaren Partei gegen den Parlamentarismus zu richten, erlebte Europa bereits, nur zwei Jahre, nachdem der geniale Dalí die beschriebenen Uhren auf seiner Leinwand weich werden ließ.

Die sich nicht nur im Karneval frohgemut gebende Mitte der Gesellschaft sollte sich Sorgen machen, dass ihre Zeit nicht abläuft! Zur Verhinderung der islamkonformen Religionspolitik brauchen wir Mancherlei, Unbestechlichkeit etwa und Zivilcourage sowie den Einsatz gegen Korruption und für die Universalität der Menschenrechte.

Ganz gewiss aber keine „rechten“ Parteien.

Edward von Roy

La persistencia de la memoria – Die Beständigkeit der Erinnerung. Salvador Dalí 1931. Politischer Islam und (vorgeblich) islamhassender Rechtsextremismus ziehen, nicht am selben Strick, aber in die gleiche Richtung. Mag doch das Zifferblatt des AEMR-zentrierten Rechtsstaates zerreißen wie ein überdehntes Gummiband, morgenländische und abendländische Frauen gehören schließlich nicht in die Arbeitswelt, sondern in Küche und Kinderzimmer – wissen die Demokratiefeinde

http://rjdent.files.wordpress.com/2009/10/the_persistence_of_memory_1931_salvador_dali.jpg

Prinzip Amboss. Allahs Hammer braucht zur Zerschlagung der kulturellen Moderne eine verlässliche Arbeitsgrundlage, die rechtsextremistische Anti-Islam-Partei

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/41/Blacksmith_at_work02.jpg

Schlagwörter:

2 Antworten to “161. Eine rechte Partei gegen den Islam?”

  1. Nachtgesang Says:

    Zündet Licht, das die Verirrten leitet

    – hussa – Werner Helwig (1905-1985)

    aus: Burglied (Auf marsch, marsch, durch Mühe und Gefahren)

    http://www.dornenherz.de/lieder_a_149.html?SID=ec1ad47afbbc2a4652e87ed34cc1cca6

    Es ist die Aufgabe der Jungenschaft, das Leben der Jungen so zu entfalten, das nichts Halbes und Trübes es verschattet. Alles, was wir tun, muß aus reinem und aus unermüdlichem Geist geschehen. Es soll keine tote Stunde geben, es soll kein unwahres Wort gesprochen werden. In uns und um uns sollen die Dinge an ihr wahres Wesen geführt werden. Wir sagen ab der Stimme der Willkür und lauschen in Ehrfurcht dem Höheren. Wir dienen der großen geistigen Ordnung der Welt. Ihr sind wir verpflichtet. Uns treffe die volle Verantwortung einer jungen Generation

    – tejo – Walter Scherf (1920-2010)

    http://jutul.de/BDP/jungen.html

  2. glaukos Says:

    Της δικαιοσύνης ήλιε νοητέ

    Theodorakis & Kotsiras – Tis dikaiosinis ilie noite (SUBTITLES)

    .

    .

    Notional sun of justice

    http://lyricstranslate.com/de/%CF%84%CE%B7%CF%82-%CE%B4%CE%B9%CE%BA%CE%B1%CE%B9%CE%BF%CF%83%CF%8D%CE%BD%CE%B7%CF%82-%CE%AE%CE%BB%CE%B9%CE%B5-%CE%BD%CE%BF%CE%B7%CF%84%CE%AD-notional-sun-justice.html

    .
    .
    TΟ ΑΞΙΟΝ ΕΣΤΙ – 1977

    Ένα το χελιδόνι

    http://lyricstranslate.com/de/ena-helidoni-%CE%AD%CE%BD%CE%B1-%CF%84%CE%BF-%CF%87%CE%B5%CE%BB%CE%B9%CE%B4%CF%8C%CE%BD%CE%B9-%C3%A9na-chelid%C3%B3ni.html

    .

    Bithikotsis, Theodorakis – Ena to helidoni (1977)

    .

    .

    Ena to helidoni (Axion Esti) – Yiannis Kotsiras

    .

    .
    .

    Theodorakis Oropos 1974

    .

    .

    Mikis Theodorakis For Ever The Best Songs Don’t Forget Oropos

    .

    .

Hinterlasse einen Kommentar