163. Religionswissenschaftler Rauf Ceylan

الدين

ad-dīn

Islamisch gedeutete Religion

Der Lotse geht an Bord

Jacques Auvergne betrachtet die nahezu faktenfreien Aussagen, wie sie uns mit »Am wahren Leben vorbei« (DER SPIEGEL 13/2010) Rauf Ceylan als der jüngste Stern am unnötig flimmernden Himmel akademischer Islamdarstellung darbieten mochte

Damit das tausend Jahre alte Frachtschiff der organisierten Scharia unbeschadet durch die Gewässer kultureller Moderne steuern kann, bedarf es eines kundigen Lotsen.

Im Auftrag der kopftuchverharmlosenden Konrad-Adenauer-Stiftung schult ein aus Duisburg stammender Sohn kurdischer Einwanderer Deutschlands künftige Imame bereits in der Türkei. Seit 2009 lehrt Dr. Rauf Ceylan, welcher die Necmettin Erbakan und Yūsuf al-Qaraḍāwī nicht fernstehende Penzberger Moscheegemeinde um Benjamin Idriz als unabhängig und modern lobt, Religionswissenschaften in Osnabrück.

Die weitgehende Grundrechtswidrigkeit des auf Frauenentrechtung und Sexualmagie begründeten Islamischen Rechts verschweigt uns der Einweiser, und schickt die sich auf ihren Auslandseinsatz vorbereitenden Koranpolitiker des türkischen Staatsislam auf den Weg in die gotteslästerliche dāru ʾl-ḥarb.

Als professioneller Islambeschwichtiger gilt es dabei, dem in Ausdünnung befindlichen säkularen deutschen Staat Frachtpapiere vorzuzeigen, die kein Gefahrgut aufweisen. Damit die an Bord befindlichen Schariafreunde als friedenserhaltend gelten können, lässt man das betroffene Publikum, ein Lichtbild eines rotbärtigen Kölner Kittelträgers an die Wand werfend, vor der dräuenden Horde flackeräugiger Hassprediger erschaudern. Der Ceylan-Faktor, oder: Wie sich Nachvollziehbarkeit in nichtmuslimisches Wohlwollen auflöst.

[Hassprediger] … formieren sich meist außerhalb des organisierten Islam, also eben nicht in den Moscheevereinen.

Implizit und dabei grundfalsch: der organisierte Scharia-Islam böte der freiheitlich-säkularen Gesellschaft einen recht verlässlichen Schutz vor gegendemokratischen Predigern. Indirekt lockt uns Ceylan des Weiteren: Je stabiler die Moscheevereine, desto weniger Hassprediger. Dass die politische Doktrin der Scharia gegen das Grundgesetz verstößt und dass der orthodoxe Islam die textile Verschleierung und rechtliche Deklassierung der Frau verlangt, um nicht auf ewig in der Hölle zu brennen, verschweigt uns der Osnabrücker Professor. In Zusammenarbeit mit der theokratie- und islambegeisterten Eugen-Biser-Stiftung und gemeinsam mit den Teilnehmern an der Deutschen Islam Konferenz (DIK; 2006 – 2009) Janbernd Oebbecke und Mathias Rohe sowie mit dem DIK-Teilnehmer (ab 2010) Bülent Uçar sprach Ceylan im November 2009 an der Evangelischen Akademie Tutzing zur »Ausbildung von Imamen in Deutschland«. Zur Tutzinger Tagung eingeladen waren Ayyub Axel Köhler (ZMD), Erol Pürlü (VIKZ), Engin Karahan (Islamrat) und Benjamin Idriz, die Kurzansprachen abgeben durften. Bülent Uçar, einst Düsseldorfer Mitarbeiter im Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen, ist seit Juni 2008 Professor für Islamische Religionspädagogik, wie Rauf Ceylan lehrt er in Osnabrück.

[Hassprediger] haben kein Theologiestudium absolviert

Ein Studium der Islamischen Theologie, so legt Ceylan uns nahe, würde Prediger gegen eine radikale Auffassung der Scharia immunisieren, etwa nach dem Motto: Je mehr Islam an Deutschlands Universitäten, desto friedlicher das Zusammenleben zwischen Muslimen und Nichtmuslimen.

[Hassprediger] vereinfachen den Islam extrem

Entweder haben Abū ʾl-Aʿlā ʾl-Maudūdī, Sayyid Quṭb und Ayatollah Chomeini den Islam nicht recht verstanden und müssen im Osnabrücker Hörsaal bei Rauf Ceylan zur Nachhilfe erscheinen (nun, sie leben nicht mehr). Oder aber Chomeini, dem als erfolgreichen Staatstheoretiker und Staatsgründer man die Islamvereinfachung nun wirklich nicht vorwerfen kann, war ein Prediger der Liebe.

Die heilssichernd niederrangige Stellung der Frau im Islam wolle man also bitte dulden.

[Hassprediger] bei allen gibt es einen abrupten Bruch in der Biographie

Das Kind von Radikalen also nicht irritieren? Dem Leser von al-Maudūdī, Quṭb oder Chomeini bloß keine Standards allgemeiner Menschenrechte zumuten, das könnte ihn „abrupt“ aus der Bahn bringen und zum Hassprediger mutieren lassen?

[Hassprediger] Diese Imame definieren religiöse Inhalte in ein politisches Konzept um.

Mohammed und Chomeini hatten mit Politik nichts im Sinn. Das war leider ein Scherz.

Islam ist ein politisches Konzept, mit dem Anspruch, die Seele vor der ewigen Verdammnis zu retten. Rauf Ceylan sagt uns freiheitlichen Demokraten jeder Religion, Nichtreligion oder Ex-Religion nicht, worum es geht.

[Hassprediger] trachten nach dem Urzustand des “Goldenen Zeitalters“ …

… des Zeitalters der Glückseligkeit (ʿaṣr as-saʿāda). Die sogenannten Islamreformer oder Modernisten des Islam wie al-Afghani (Sayyid Ǧamāl ad-Dīn al-Afġānī, † 1897), Abduh (Muḥammad ʿAbduh, † 1905) und Rida (Muhammad Raschīd ibn ʿAlī Ridā, † 1935) hatten den Islam keineswegs falsch verstanden, sondern lediglich konsequent angewendet, wiederbelebt. Zusätzlich wird der hochmittelalterliche, die schariarechtliche Zurückweisung des iǧmāʿ, des gelehrigen Konsensus zugunsten der Textanwendung fordernde ibn Taimīya (1263-1328) eingesetzt. Dass die zeitgenössischen, sich oft auf Taimīya oder die genannten „Islamreformer“ berufenden radikalen Prediger wie Pierre Vogel oder Bilal Philips den Krieg gegen die kulturelle Moderne predigen, liegt nicht an einem bruchstückhaften Islamverständnis, sondern an der gotteslästerlichen Moderne.

Hassprediger ist ein Pleonasmus, da nach dem Koran, etwa in Sure 3:110 (Das Rechte gebieten und das Verwerfliche verbieten, al-amr bi-ʾl-ma-ʿrūf wa-ʾn-nahy ʿani ʾl-munkar) ein geheiligter Hass in den Islam wahrhaftig integriert ist.

Islam ist feindbildbedürftig. Ohne den unsichtbaren Teufel und seine sichtbar werdenden Bündnisgenossen der Islamverweigerer, Juden und Frauen ist Allāh und sind seine Stellvertreter (Kalifen) arbeitslos.

Das offen oder wie beiläufig zu inszenierende Quälen der Gehorsamsverweigerer, Pflichtvergessenen, Nichtmuslime und Muslimas ist Teil irdischen Saubermachens (ḥisba) und eine Bedrohung für den säkularen Rechtsstaat, solange das kriegerische Prophetenvorbild und die frauenfeindlichen Hadithen den Weg in den islamischen Himmel pflastern und solange mit dem wörtlich verstandenen Koran Politik und Kindererziehung betrieben wird.

Die heutige (welche sonst) Gesellschaft nach dem möglichst genauen Vorbild des Propheten und seiner Gefährten (ṣaḥāba) aufzubauen, sprich revolutionär umzubauen, ist muslimische Pflicht (ḥisba). Den Schariastaat in Gesellschaft, Straßenzug und Familie nach Kräften zu verwirklichen, ist aus klassisch islamischer Sicht Teil der zutiefst menschlichen, da angeborenen (Konzept der fiṭra, des Geschaffenseins auf Allahgott hin) Gehorsamspflicht (ʿibāda, „Gottesknechtschaft“). Einen anderen Weg der Zurückdrängung des Teufels gibt es nicht.

Der orthodoxe Islam ist der revolutionäre Islam. Allahgott will schließlich keine Zauderer und Quatschköpfe.

Zwar näht sich Professor Ceylan keine frühmittelalterlichen Kittel, doch wird er die berühmten 23 Jahre, in denen die undurchschaubar in Gnade und Grimm gespaltene Gottheit ihre Seelen rettenden Befehle ausgab, niemals hörbar gering schätzen. Damit aber kopiert auch der Osnabrücker Professor für Schariabeschönigung engagiert die irdische Seinsweise des vom Propheten angeordneten gesellschaftlichen Modells und hält die nichtislamische Lebensweise für sittlich minderwertig.

[Hassprediger] Manche fliegen auch nach Saudi-Arabien, studieren dort ein, zwei Jahre und kehren als echte Hardliner zurück.

Ceylan lässt bezeichnenderweise offen, ob diese irgendwie verhängnisvoll Arabisierten allzu lange studiert haben oder aber nicht ausreichend lange. Warum nennt uns Ceylan keine Namen?

[Hassprediger] Die predigen ja nicht in den normalen Moscheen, sondern in Kulturvereinen, in Hinterhöfen.

Hier könnte sich das Islamische Zentrum München (der Muslimbruderschaft zuzurechnen) aber beleidigt fühlen, von Rauf Ceylan entweder als Hinterhofmoschee betitelt zu werden oder aber als spirituell lauwarm. Und den Dienstsitz von Mustafa Cerić, Scheich bei Yūsuf al-Qaraḍāwī über das European Council for Fatwa and Research (ECFR), als „Kulturverein“ (Ceylan) zu marginalisieren, würde manch einen frommen Muslim ebenso erstaunen wie die verweigerte Einstufung der Gebetsstätten der pakistanischen Jamaat-e-Islami, http://jamaat.org, oder der türkisch-islamischen Millî-Görüş-Bewegung als „normale Moschee“.

Hinterhofmoscheen, so dürfen wir den Osnabrücker wohl verstehen, seien gefahrvoll, offizielle Moscheen friedenserhaltend. Uns wird nebenbei nahegelegt, einer künftigen Kooperation zwischen staatlicher Schule und Moscheeverein wohlwollend gegenüber zu stehen.

[Traditionell-konservative Imame] …. vertreten … Obrigkeitsgläubigkeit, Patriotismus, religiöse Toleranz, Gottesfurcht, aber auch eine positive Beziehung zum Staat.

Moment mal, die traditionell-konservativen Imame haben die Scharia abgelegt und den verpflichtenden Hidschab gleich mit?

Ceylan schmuggelt die kulturrassistische Scharia aus seiner Statistik heraus und redet von „religiöse Toleranz, Gottesfurcht“. So lässt sich der Islam freilich harmonisch integrieren und die Vielweiberei (Polygynie) gleich mit.

Bei uns [in Deutschland] sind die Moscheen mittlerweile multifunktional

Vielfachverwendung haben Moscheen seit 1.400 Jahren, als politisches Befehlszentrum, Kaserne und Waffenlager, Ort der Vertragsabschlüsse, Quelle der Intrige und Revolte, Raum der Geselligkeit, Stätte letztgültiger Welterklärung und Startrampe in den ǧihād. Schariagerichtshof oder Islambibliothek (1) bzw. Islamische Universität sind organisatorisch an die Moschee angeschlossen zu denken, arbeiten sie doch, wenn auch räumlich separat, niemals gegen die Moschee.

Dr. Ceylan möchte die Leserschaft über den allumfassenden (totalitären) Charakter des Ortes der Niederwerfung (al-masǧid) offensichtlich im Unklaren lassen, über die Moschee als Kristallisationskern der Moraldiktatur und separatistischen Gegenstaatlichkeit, über die Mosche als sexualpädagogisches Mahnmal und als Garant des persönlichen ewigen Heils. Ob europäische Moscheen mit ihren gelegentlich vorhandenen, eingebauten Supermärkten (ḥalāl), Bäckereien (auch ḥalāl), Rechtsanwaltskanzleien und Frisörgeschäften die parallele Gesellschaft im wahrsten Wortsinne zementieren und dabei ja vielleicht zum Verachten der Lebensweise der „Gottlosen“ (kuffār) aufrufen, problematisiert der Religionswissenschaftler nicht.

Allahs misogyne und kulturrassistische Sozialpädagogik verwirklicht beispielsweise das der iranischen Diktatur wohlgesonnene Islamische Zentrum Hamburg: „Eine weitere Abteilung des IZH im Bereich soziale Angelegenheit ist die Familienberatung und die damit verbundene Problemlösungsfindung. Hierzu dienen diverse diskrete Sitzungen mit Familienberatern, vorzugsweise den Imamen des IZH
Das Prinzip des IZH ist es, schon kleinste Probleme in einer Ehe zu verhindern, um Größere zu vermeiden. Deshalb ist es selbstverständlich, dass eine Scheidung nicht eilig vollzogen wird, sondern dieser Prozess mindestens 3 Monate beträgt“, es folgt der juristisch anspruchsvolle Hinweis: „Bitte beachten Sie die Fristen der endgültigen Scheidung nach islamischem Recht (2).“ Wenn das nicht „multifunktional“ (Ceylan) ist.

Die Freitagspredigten sind proppevoll.

Das kalkuliert albernde „proppevoll“ soll die jenseitsorientierten Spuren verwischen, dass nämlich für Männer die Anwesenheit beim Freitagsgebet (ṣalāt al-ǧumʿa, gemeinschaftlich abzuhalten vorzugsweise in einer etablierten Freitagsmoschee, masǧīd al-ǧumʿa) schlicht verpflichtend ist und dass die Inhalte der Freitagspredigten nicht selten unverhohlen zum Aufbau der Islamischen Gesellschaftsordnung aufrufen, die bekanntlich im Schlafzimmer und bei der frauenentrechtenden Imam-Ehe beginnt.

Am 05.02.2010 warb Dr. İlhami Ayrancı für den arrangierten Tochtertausch im Rahmen der Islamischen Eheschließung: „So verlangt der Koran von uns, dass wir unsere Ledigen und Heiratsfähigen unter uns verheiraten sollen (3).“ Mit dem harmlos erscheinenden „das religiöse und moralische Gebot der moralischen Reinheit und der Ehrenhaftigkeit“ verbirgt uns der Imam aus Memmingen, dass die Tochter aus „ehrenhaftem“, sprich muslimischem, Elternhaus auf keinen Fall einen Nichtmuslim heiraten darf.

Rauf Ceylan mag es billigen oder aber als Religionswissenschaftler nicht wissen, dass etwa in Griechenland seit Jahrzehnten zwölf- oder elfjährige „Bräute“ islamrechtlich einwandfrei verheiratet und geschwängert werden (4). Am eherechtlich ansetzenden, hoch politischen Schlussplädoyer des Dr. Ayrancı: „Ein Muslim sollte den Befehlen seines Herrn und Schöpfers folgen … und derart die Würde der Institution ‚Familie‘ schützen … Einen anderen Weg, … für Frieden und Eintracht unter den Menschen zu sorgen, gibt es nicht“ hätte der saudische Großmufti Abdul-Azeez Aal ash-Shaikh nichts auszusetzen. Memmingen liegt ansonsten völlig richtig, für ein menschliches Geschöpf bedeutet al-islām, Allahs Befehl Folge zu leisten.

Der global gegen „Ungerechtigkeit“ kämpfende erwähnte Scheich ʿAbdu ʾl-ʿAzīz Āl aš-Šayḫ nämlich stellte zum Recht des muslimischen Mädchens auf einen begattungsfähigen Ehemann klar: „Oft hören wir in den Medien die Frage nach der Verheiratung Minderjähriger. Dazu ist zu sagen, dass die Scharia der Frau kein Unrecht zufügt. Zu sagen, eine Frau unter 15 Jahren könne nicht heiraten, ist schlicht falsch. Sobald ein Mädchen zehn oder zwölf Jahre alt geworden ist, kann sie zur Verheiratung ausgewählt werden, und wer auch immer jetzt denkt, sie sei zu jung, liegt falsch und fügt dem Mädchen eine Ungerechtigkeit zu (5)“.

Wie Imame Integration fördern können, sehen wir an den rund 15 % der intellektuell-progressiven Prediger.

Derartig „intellektuell“, dass sie die barbarische Scharia mit dem knallbunten Lack der Moderne übermalen, so betrachtet mag selbst ein Ayatollah Chomeini fortschrittlich genannt werden. Wem aber, Allahgott einmal beiseite gelassen, verdankt Deutschland dieses wundersame Sechstel der Progressivimame?

Sie kommen aus religiösen Elternhäusern …

Ceylan legt uns nahe, dass aus den Nestern dezidiert muslimischer Familien charakterlich gefestigte, demokratiesichernde Islamprediger entschlüpfen. Geschickt argumentiert, weiter oben hat der Osnabrücker Religionswissenschaftler ja bereits die Warnung vor dem „abrupten Bruch in der Biographie“ ausgegeben, wovon bei den Orthodoxen der mindestens zweiten Generation sicherlich keine Rede sein kann.

Dem folgsamen SPIEGEL-Leser suggeriert Ceylan: organisierter Islam ist organisierte Menschenfreundlichkeit, je orthodoxer muslimisch, desto weniger radikal. Vor diesem Glaubenssatz aber wird jeder Kenner der Texte und Islamauffassungen von al-Maudūdī, Erbakan oder Cerić warnen müssen und viel eher sagen: Je orthodoxer, desto demokratiefeindlicher.

Sie kommen aus religiösen Elternhäusern und haben sich kritisch mit den traditionellen Koran-Deutungen auseinandergesetzt.

Wenn ja, bitte: mit welchem Ergebnis? Wo ist denn der Imam, der im Namen Allahs hörbar gegen die Scharia und gegen die Sakraljurisprudenz des fiqh anpredigt? Welcher Imam bezeichnet die Deobandi, Jamaat-e-Islami, Millî Görüş oder Muslimbruderschaft als fehlgeleitet?

Oder meint Rauf Ceylan Menschen wie Scheich al-Qaraḍāwī beziehungsweise Tariq Ramadan, wenn er von kritischen Koran-Neudeutern spricht? Der Sohn des Muslimbruders Said Ramadan und die hoch anerkannte islamische Autorität al-Qaraḍāwī sind wahrhaftig nicht unpopulär, und Imamausbilder Ceylan distanziert sich von beiden mit keiner Silbe. Weiter frohlockt Ceylan über die modernisierten Imame:

sie … haben ein modernes Verständnis der Rollen von Mann und Frau.

So gleichheitsfeministisch wie Dr. İlhami Ayrancı oder eher so verständnisvoll wie Bosniens Großmufti Mustafa Cerić?

Oder hält Herr Ceylan einen Tariq Ramadan für gegenmodern, für reaktionär?

Wir würden dem zustimmen. Ceylan warnt vor einer Abwanderung der Gebildeten aus den Moscheegemeinden, einem „brain drain“:

Hochgebildete Akademiker verlassen frustriert ihre Moscheegemeinde, weil ihnen die Modernisierung ihrer Gemeinden zu langsam vorangeht … . Die Islamverbände … verlieren … so ihr wichtigstes Humankapital …

In welche Richtung modernisieren, Richtung universelle Menschenrechte oder Richtung Kalifat? Sollten die Studienabsolventen nicht einfach des muffigen Fundamentalismus, der permanenten Gängelei und der eingebläuten Höllenfurcht sowie des vorgeschriebenen sexuellen Wohlverhaltens überdrüssig sein? Ist aber Religionswissenschaftler Rauf Ceylan überhaupt gegen die an Koransuren und Hadithen textlich fixierte Paradies- und Höllenpropaganda eingestellt, gegen die frauenfeindliche (und männerfeindliche) Enge der islamisch korrekten Sexualität? Der Leser soll sich diese Fragen gar nicht stellen, sondern darf sich gut fühlen, wenn er mit Islamerklärer Ceylan die irgendwie um Befreiung ringenden Moscheegemeinden bedauert. Dann aber wird der Osnabrücker deutlicher:

Wir müssen dringend Strukturen schaffen, um islamische Theologie in Deutschland zu lehren.

Die Scharia auf dem Uni-Lehrplan kommt für uns nicht infrage.

Wir brauchen … einen Islam, der sich von den Herkunftsländern emanzipiert.

Betreibt Ceylan bewusste schariakonforme Irreführung (taqīya)? Von den Nationalstaaten emanzipiert … in Richtung auf das globale Kalifat? Der politische Allahgott hat seit jeher im Weltmaßstab gedacht und geplant.

Vordergründig scheint Professor Ceylan den Einfluss des türkischen Staatsislams (Diyanet İşleri Başkanlığı, Präsidium für Religionsangelegenheiten) auf Deutschlands größte Gruppe von Muslimen verringern zu wollen, was er so deutlich allerdings gar nicht sagen möchte.

Der Appell Ceylans nach einem postnationalen Islam kommt uns leider sehr vertraut vor, wir kennen ihn etwa aus dem Panislamismus des „Islamreformers“ Rašīd Ridā (1865–1935) und natürlich von Abū ʾl-Aʿlā ʾl-Maudūdī, ʿAlī Šarīʿatī (Ali Shariati, Allahs feinsinnigster Theoretiker Islamischer Revolution: „He saw and identified the plage of Westernization“ (6)), Taqī ad-Dīn an-Nabhānī (Kalifatsbewegung Ḥizb at-taḥrīr), Muammar al-Gaddafi (Muʿammar al-Qaḏḏāfī. Brother Leader, Revolutionsführer Libyens), Murad Wilfried Hofmann und so weiter. War denn nicht eigentlich bereits Mohammed (570–632) der erste muslimische Transnationalist?

Wir brauchen eine eigenständige und authentische Theologie

Sharia Law – Made in Germany!

Nein, das brauchen wir nicht. Wir haben bereits eine Rechtsordnung, an einer zweiten besteht kein Bedarf.

Ceylan geht weder zum ḥiǧāb (Verschleierungsbefehl; Geschlechterapartheid) auf Distanz noch zum islamischen Recht des Vaters, seine überprüfbar jungfräuliche Tochter als walī muǧbir (türkisch mücbir veli (7)) in die erste Ehe zu zwingen – was für eine „Authentizität“ ist denn künftig in Osnabrücks Hörsaal vorgesehen, ein Islam jenseits von Kopftuch, Höllenfurcht und Zwangsheirat?

Geduldig erläutert das Ministerium in Malaysia für Rauf Ceylan und seine Osnabrücker Studenten, was walī muǧbir bedeutet:

»Ist das Einverständnis der Braut in ihre Verheiratung erforderlich?

Ja, für jede Heirat ist das Einverständnis der Braut erforderlich. Bei einer noch nie verheirateten Frau (Jungfrau) kommt das Einverständnis von ihrem wali mudschbir [Heiratsvormund mit der Berechtigung zum Zwang].

Kann das jungfräuliche Mädchen durch den wali mudschbir auch ohne ihre Zustimmung in eine Ehe gezwungen werden?

Ein jungfräuliches Mädchen kann durch den wali mudschbir auch ohne ihre Zustimmung in eine Ehe gezwungen werden, soweit die eheliche Verbindung sekufu [standesgemäß] ist und sie für die Braut keine dharar [Beschädigung] ihrer syarie [schariarechtlichen Verpflichtungen] darstellt.

Wer ist wali mudschbir?

Wali mudschbir ist der biologische Vater des Mädchens oder der Großvater väterlicherseits.«

[extremistische Prediger] Wir werden sie nie ganz verhindern können … aber wir müssen ihnen eine große Zahl gutausgebildeter, eloquenter, polulärer Imame gegenüberstellen, echte Stars.

Solche „Stars“ wie Yūsuf al-Qaraḍāwī oder Tariq Ramadan? Oder sind die beiden nicht populär genug?

Von universellen Menschenrechten oder der Gleichberechtigung von Mann und Frau redet Ceylan schon gar nicht mehr, jetzt kommen die Charismatiker auf die Bühne und plaudern Burka und Geschlechtersegregation schön.

Nötig wäre ein solider islamischer Religionsunterricht, der Freiräume zur kritischen, inhaltlichen Auseinandersetzung bietet.

Mit „solide“ meint Ceylan das Allahgesetz, das die Polygamie gestattet und die Verstoßung der Ehefrau. „Solide“ haben Deutschlands Schüler im Islamischen Religionsunterricht (IRU) künftig zu tolerieren, dass die Gottheit das halbierte weibliche Erbe ebenso vorschreibt wie die Bedeckung des weiblichen Haupthaares mit einem Schleier.

Doch die Kinder dürfen ein wenig diskutieren.

Die mittelalterliche Ladung kann in den deutschen Hafen einschwenken. Der Lotse ist an Bord gegangen.

Jacques Auvergne

(1) 6810 Titel und 10288 Bücher: Moscheeeigene Bibliotheken für die künftige allahkratische Staatlichkeit mit ihrem dem Dhimmi-Status vollendeter Multikultur: Großayatollah Khamenei („In der Schule des Ramadan“), Dr. Ali Schariati („Wo fangen wir an“, „Zivilisation und Modernismus“, „Das Menschenbild im Marxismus, in anderen abendländischen Denkschulen und im Islam“), Ayatollah Morteza Motahari („Stellung der Frau im Islam“), A. Ali Amid Zangani („Die Rechte der Minderheiten im Islam“)

http://www.izhamburg.com/bibliothek/Buecher-des-IZH/

(2) Allahs Sozialarbeiter (schiitisch) in der multifunktionalen Moschee

http://www.izhamburg.com/dienstleistungen/Scheidung.php

Die Gottheit will die glückliche Familie, Heiraten im schiitischen Islamischen Zentrum Hamburg: „Die angehenden Ehepartner müssen zur islamischen Eheschließung zunächst mit dem IZH in Kontakt treten … Zur Eheschließung müssen neben den angehenden Eheleuten und dem Imam zwei Trauzeugen vorhanden sein … Die islamische Eheschließung erfolgt in arabischer Sprache. Falls erforderlich oder gewünscht werden Erläuterungen in anderen Sprachen wie Deutsch, Türkisch, Persisch gemacht. … Beide Partner müssen Muslime sein … Wenn es sich um eine erste Eheschließung handelt, muss das Einverständnis des Vaters der Braut vorhanden sein.“

http://www.izhamburg.com/dienstleistungen/Eheschliessung.php

„Dienstleistungen – Eintritt in den Islam“. Es tut uns leid, die Dienstleistung Austritt aus dem Islam führen wir nicht.

http://www.izhamburg.com/dienstleistungen/Eintritt_in_den_Islam.php

(3) DITIB Memmingen, Freitagspredigt vom 05.02.2010, Dr. İlhami Ayrancı zur korankonformen Eheschließung: „Ein Muslim sollte den Befehlen seines Herrn und Schöpfers folgen … und derart die Würde der Institution ‚Familie‘ schützen … Einen anderen Weg, … für Frieden und Eintracht unter den Menschen zu sorgen, gibt es nicht.“

http://www.ditib-memmingen.de/index.php?option=com_content&view=article&id=51%3Afreitagspredigt-vom-05022010&catid=1%3Aaktuelle-nachrichten&Itemid=59&lang=de

(4) Schwangere muslimische Kindbraut aus dem durch teilweise Rechtsspaltung gekennzeichneten Griechenland im rheinischen Düsseldorf

http://www.express.de/regional/duesseldorf/zwoelfjaehrige-bekam-in-zwangsehe-ein-baby/-/2858/705568/-/index.html

(5) RIYADH – Abdul Aziz Aal Al-Sheikh, Grand Mufti of the Kingdom. Girls as young as 10 years old can be married:

“We hear often in the media about the marriage of minors. We must know that Shariah law is not unjust for women. … If it is said that a woman below 15 cannot be married, that is wrong. If a girl exceeds 10 or 12 then she is eligible for marriage, and whoever thinks she is too young, then he or she is wrong and has done her an injustice.”

http://www.saudigazette.com.sa/index.cfm?method=home.regcon&contentID=2009011526744

(6) Ali Schariati, der feinsinnigste Theoretiker der Islamischen Revolution. Hier applaudiert Lawrence Reza Ershaghi dem Feind universeller Menschenrechte: “He saw and identified the plague of Westernization amongst his people and he sought a cure from the malignant cancer in Islam because Islam was and is a direct threat to the rampant consumerism and materialism prevalent in the West. He was a man who studied and understood the west and saw its inherent weaknesses. He was not like the modern day Islamic Thinkers which allows the West to dictate the discourse and generate an inferiority complex amongst Muslims”

http://www.iranian.com/Opinion/2003/February/Shariati/

(7) Islam ist Wali Mudschbir (wali mujbir). Schafiitische Rechtsschule, Malaysia

Is consent from the bride required before a marriage can be carried out?

Yes, consent from the bride is required for any marriage. For a woman who has never been married before (virgin), the consent comes from her Wali Mujbir (guardian)

Can a virgin girl be forced to enter into a marriage without her consent by the Wali Mujbir?

A virgin girl can be entered into a marriage without her consent by the Wali Mujbir on the condition that the marriage is sekufu and the marriage will not bring dharar syarie to the bride.

http://www.kpwkm.gov.my/new_index.php?page=faq_content&code=4&faqtitleID=5&lang=eng

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